Gerät 40/41auf Selbstfahrlafetten Mörser Karl
Eines der schwersten mobilen Geschütze die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen ist ohne Zweifel der 60 cm Mörser Gerät 040. Die Entwicklung dieser Waffe begann bereits 1937 und man entwarf unter strenger Geheimhaltung bei Rheinmetall ein spezielles Fahrgestell, das ein bis zu 70 t schweres Geschütz aufnehmen konnte. Im Zeitraum von 1940 bis 1942 wurden sieben solcher Mörsersysteme mit der offiziellen Bezeichnung Gerät 040 gebaut. Alle Geschütze hatten zudem einen eigenen Namen, doch wurde die komplette Baureihe oft nach dem ersten Geschütz Thor benannt, da die Presse wegen der Geheimhaltung nicht wusste, dass die Mörser individuelle Namen hatten. Zudem wurden nur wenige Fotos und Unterlagen veröffentlicht und auch die Bezeichnung Gerät 040 sagte nichts über Zweck oder Kaliber der Waffe aus. Durch die hohe Geheimhaltung gab es nur vorläufige Schusstafeln ohne besondere Hinweise auf das Gerät 040. Da die Originalunterlagen teilweise vernichtet worden sind und zum anderen von den Besatzungsmächten beschlagnahmt wurden, gibt es auch heutzutage kaum ausführliche Dokumente aus der damaligen Zeit zum Gerät 040. Der bekannteste und auch recht erfolgreiche Einsatz dieser 60 cm Mörser erfolgte bei der Belagerung von Sewastopol, als zwei Mörser, Thor und Odin, die dortigen Festungsanlagen beschossen. Ähnlich wie bei den Eisenbahngeschützen war der Einsatz dieser Mörser aber meist im Zusammenhang mit der Belagerung von befestigten Feindanlagen zu sehen und erfolgte nur punktuell, so dass die sieben Mörser relativ selten verwendet wurden. Ihr Einsatz hatte so zwar eine recht geringe direkte militärische Auswirkung, doch der moralische Effekt einer solchen Waffe darf nicht unterschätzt werden, denn vermeintlich sichere Bunker konnten so geknackt werden. Am Ende des Krieges wurden fünf der Geschütze von ihren Bedienungsmannschaften gesprengt, während die zwei anderen von den alliierten Truppen erbeutet wurden. Das Geschütz "Adam" kann heute noch im Panzermuseum der Roten Armee in Kubinka bei Moskau bewundert werden.
Die sieben Geschütze Gerät 040
➲ Geschütz Thor (auch Karl genannt)
Der erste Mörser der Baureihe Gerät 040. Einsatz in Sewastopol.
➲ Geschütz Odin
Das zweite Geschütz wurde ebenfalls nach Sewastopol transportiert. Zusammen mit dem Schwestergeschütz Karl verschoss es dort 197 Granaten, fiel aber später durch einen Rohrkrepierer aus.
➲ Geschütz Adam
War in Brest Litowsk stationiert und feuerte 16 Schuss ab. Ist heute im "Tank Museum of the Red Army" in Kubinka (Russland) zu finden.
➲ Geschütz Eva
Auch dieser Mörser war in Brest Litowsk stationiert. Er hatte allerdings bereits beim ersten Schuss einen Rohrkrepierer und kam danach zur Reparatur nach Düsseldorf
➲ Geschütz Loki
Ging in Ungarn verloren, der Verbleib ist unbekannt.
➲ Geschütz Ziu
Einsatz beim Warschauer Aufstand
➲ Geschütz Feni
Das letzte Geschütz wurde bereits mit einem 54 cm Rohr ausgeliefert und war zu Testzwecken in Hillersleben stationie
Technik
Das Mörsersystem 040 bestand im Prinzip aus zwei Teilen, der bis zu 70 t tragenden Selbstfahrlafette und dem eigentlichen Mörser. Von der Lafette gab es zwei
Ausführungen, wobei sie sich hauptsächlich im Fahrwerk unterschieden. Die eine Version hatte 8 Lauf- und 8 Stützrollen, die andere 11 Lauf- und 6 Stützrollen. Beides mal kam eine 50 cm breite
Kette zum Einsatz, die eine Auflagelänge von sieben Metern hatte. Die Spurweite betrug 2,65 m und die Bodenfreiheit 35 cm. Für den Antrieb sorgte ein 580 PS Dieselmotor von Daimler-Benz, der dem
Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 10 km/h verlieh. Das Getriebe besaß vier Gänge und zum Lenken musste eine der beiden Ketten blockiert werden, während die andere weiter angetrieben wurde. Bei
größeren Entfernungen kam ein spezieller Eisenbahnwaggon zum Einsatz. Genau genommen wurde das komplette Mörsersystem mittels zweier Ausleger zwischen zwei Eisenbahndrehgestellen gelagert. Da auf
der Lafette natürlich kein Platz für mehrere 60 cm Granaten gegeben war, war als Unterstützungsfahrzeug ein spezieller Munitionstransporter vorhanden. Der Munitionsträger Karl basierte auf dem
Fahrgestell des Panzer IV und besaß einen 2,5 t Kran der mittels eines speziellen Greifers die Granaten laden bzw. auf das Gerät 040 umladen konnte. In Feuerstellung wurden die Laufräder der
Lafette angehoben, so das sich die Wanne absenkte und auf dem Boden aufsaß, so konnte der Bodendruck gemindert werden, was das Schiessen erst ermöglichte. Der allgemein hohe Bodendruck führte
aber sowohl in Feuer- als auch im Marschstellung dazu, dass der Mörser nicht auf jedem Untergrund verwendet werden konnte.
Die zweite Komponente des Gerätes 040 war das Geschütz an sich. Das Rohr des 60 cm Mörsers hatte eine Länge von 5.068 mm, wog mit Verschluss und Bodenstück 28 t und besaß 112 Züge. Es wurde mit
einem Flachkeilverschluss verriegelt und zum Laden musste man das Rohr waagrecht stellen. Die Erhöhungsgrenze des Geschütztes betrug 70 Grad und der Schwenkbereich 3 Grad nach links und rechts.
Die Abfeuerung erfolgte elektrisch, wobei eine maximale Schussfolge von 6 bis 12 Schuss pro Stunde erreicht werden konnte. In Abhängigkeit von den äußeren Einflüssen, der Anzahl der verwendeten
Treibladungen und des Granattyps konnte mit dem insgesamt 68 t wiegenden 60 cm Mörser eine Reichweite von 6.800 m erreicht werden. Die maximale Durchschlagsleistung lag bei 2,5 m Stahlbeton bzw.
350 mm Panzerstahl.
Munition
Beim Abschuss von Granaten waren durch das hohe Gewicht und die lange Flugzeit, folgende Faktoren zu beachten: Streuung nach Länge und Breite, Windverhältnisse, Bodenbeschaffenheit und Luftfeuchtigkeit. So musste die Richtentfernung bei folgenden Einflüssen vergrößert werden:
- Luftdichte höher als 1,22 kg/ccm
- schwereres Geschossgewicht als von der Schusstafel
- kleinere Vo als von der Schusstafel
- Pulvertemperatur unter 10 Grad
Verhielten sich die Faktoren entgegengesetzt, herrschte beispielsweise Rückenwind oder lag die Pulvertemperatur höher als 10° C, so musste die Entfernung entsprechend verkleinert werden. Die Treibladungen waren je nach Granattyp 32 bis 36 kg schwer. Folgende drei Granaten kamen zum Einsatz:
Sie wurde als erste der drei verschiedenen Munitionsarten entwickelt und hatte ein Gewicht von 2.180 kg, wobei davon 348 kg auf den Sprengstoff entfielen. Für diese Granate waren verschiedene Ladungen vorgesehen, die je nach Reichweite und Störfaktoren variiert wurden. So verwendete man bei großer Kälte ab -10° C nur noch kleine 32 kg Ladungen.
Die Munition wurden auf Munitionspanzern mitgeführt.
Diese waren auf Panzer IV Fahrgestellen entwickelt und konnten 4 Schuss mitführen.